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Uganda: Liebe ist für Kinder immer noch die beste Medizin (Reisebericht)

Bericht vom 24.01.2016


Projektleiter Caleb mit seinen Schützlingen.

In diesem Monat reiste ein Team von Gebende Hände zu Projektbesuchen nach Uganda. Dabei trafen sie auch mit dem Projektgründer und -leiter der „Caleb’s Homes“, Caleb Rukundo, zusammen. Dieser wurde als achtjähriger Junge selbst zusammen mit einem Bruder von seinen Eltern auf die Straße gesetzt, weil sie sich nicht mehr anders zu helfen wussten. Mit ihrer großen Kinderschar und Armut waren sie schlicht überfordert.
    Fünf lange Jahre dauerte Calebs Überlebenskampf, bis er endlich in einem Waisenhaus aufgenommen wurde. Aus dieser Zeit ist ihm am schmerzhaftesten das Gefühl des absoluten Verlassenseins in Erinnerung geblieben, der Gedanke, buchstäblich niemanden auf der Welt zu haben, der einen liebhat oder sich kümmert. Deshalb hatte er schon früh den starken Wunsch, sich später auch einmal um Waisen und Straßenkinder zu kümmern. Heute sorgt er in seinen Kinderheimen für mehrere Hundert Kinder, und das Projekt wächst stetig weiter.
    Der folgende Bericht von Teamleiter Wilson gibt einen guten Einblick in die Situation im Land und in die großartige Arbeit von Caleb und seinen Mitarbeitern.


Etwa die Hälfte der 39 Mio. Menschen in Uganda sind unter 15 Jahre jung. Ich habe lange versucht herauszufinden, wie hoch der genaue Prozentsatz dieser Kinder und Jugendlichen ist, die entweder körperlich misshandelt oder psychisch und sexuell missbraucht werden. Angesichts der spärlichen Berichterstattung im ländlichen Raum konnte ich dazu keine verlässlichen Zahlen ermitteln. In Regierungskreisen, Hilfswerken und anderswo ist man jedoch durchweg der Überzeugung, dass die Dunkelziffer hoch ist und der Missbrauch von Kindern epidemische Ausmaße hat. Sexueller Missbrauch geschieht am häufigsten durch Männer an Mädchen auch im vorpubertären Alter. Insbesondere auf dem Lande ist der Irrglaube weit verbreitet, dass ein HIV-positiver Mann durch Geschlechtsverkehr mit einer Jungfrau geheilt werden kann.

Ohne therapeutische und beratende Begleitung kann bei den Missbrauchs-Opfern kein Heilungsprozess beginnen. Sie wachsen auf, ohne die furchtbaren Gefühle von Wut, Scham, Angst, Verwirrung und Rache verarbeiten zu können. Die kindliche Seele ist damit völlig überfordert und verdrängt die traumatischen Erlebnisse tief ins Unterbewusstsein. Im Erwachsenenalter bahnen sich diese Gefühle dann unaufhaltsam ihren Weg zurück und entladen sich auf fatale Weise, entweder in Gewalt gegen die eigene Person oder gegen andere. Und so beginnt der zerstörerische Kreislauf des Missbrauchs in der nächsten Generation wieder von vorn.

Caleb und seine 23 Mitarbeiter setzen alles daran, diesen Kreislauf zu durchbrechen, indem sie Straßenkinder aufnehmen, Kontakte zu den Angehörigen aufbauen und die geeigneten Maßnahmen zur Heilung der verletzten Kinderseelen einleiten. Gegenwärtig kümmert sich das Team um insgesamt 323 Kinder.

In Kisenyi, einem Slum in der Hauptstadt Kampala, hat Caleb ein Grundstück mit zwei einfachen barackenähnlichen Gebäuden gemietet. Hier erhalten wöchentlich rund 110 Straßenkinder an drei Tagen eine warme Mahlzeit aus Reis und Bohnen oder Gemüse und ein Getränk. Beim Essen knüpfen die Mitarbeiter die ersten Kontakte, haben ein offenes Ohr für die Schicksale und Sorgen der obdachlosen Kinder, und sie identifizieren anhand dessen auch Missbrauchsopfer. Kinder, die sich helfen lassen möchten, werden in das so genannte Jungen- oder Mädchen-„Apartment“ aufgenommen. Für sie beginnt dann ein ordentliches Aufnahmeverfahren. Ihr familiärer Hintergrund wird überprüft, und wenn sich ihre Geschichte als richtig herausstellt, wechseln die Jungen zur „Gateway Youth Ranch“ und die Mädchen in ein schönes Haus in Matugga, einer Stadt etwa 21 km nördlich von Kampala.

Straßenkinder, die auf der Warteliste stehen, kommen in einem einfachen Haus mit zwei Zimmern unter, wo sie zwischen zwei und sechs Monate verbringen, bis ein Platz im neuen, dauerhaften Zuhause frei wird bzw. die Aufnahmeformalitäten abgeschlossen sind. Mädchen, die als Prostituierte arbeiten mussten und teilweise schon selbst Kinder haben, finden ebenfalls Schutz bei Caleb. Für sie hat er einen großen Raum gemietet, wo sie bleiben können, bis sie in das „Diamonds“-Projekt auf dem neuen Farmgelände der Gateway Youth Ranch wechseln. Dort können sich die jungen Frauen verschiedene handwerkliche Fertigkeiten aneignen und die selbst hergestellten Produkte auf dem nahegelegenen Markt verkaufen. So wird ihnen der Weg zurück in ein normales Erwerbsleben geebnet. Der Name ‚Diamonds‘ (engl. für ‚Diamanten‘) zeigt den jungen Frauen, dass sie für Caleb und seine Mitarbeiter trotz ihrer schlimmen Vergangenheit genauso kostbar und wertvoll sind wie Diamanten.

Calebs Vision und Traum ist es, in einigen Jahren allen Straßenkindern Kampalas Schutz und Geborgenheit in einem richtigen Zuhause zu verschaffen. Sogar seine Abschlussarbeit nach dem Studium hatte dieses Thema zum Inhalt. Mit Ihrer Spende haben Sie dazu beigetragen, dass die Verwirklichung dieser Vision wieder ein Stück näher gerückt ist. Herzlichen Dank dafür!



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